Indienreise

In der Zeit vom 18.10. -28.10.2015 habe ich eine Gruppe von 15 Schüler und 5 Lehrern des Gymnasium Josephinum, Hildesheim, auf der Reise zu „ihren“ Projekten begleitet. Die Reise hat jeder selbst bezahlt.

An der Dr. Arulappa Higher Secondary School in Neerpair war das große Schulfest vorbereitet. Es wurde viel geredet, gesungen und getanzt. Die Josephiner waren aber nicht nur stille Zuhörer und  Zuschauer sondern haben auch mit Pantomime, einem sportlichen Tanz und mit dem Bau von kleinen Solarautos viel Freude und Aufmerksamkeit erregt.

aus dem Tagesbericht:

Heute haben wir bemerkt, wieviel Bedeutung hinter einem Lächeln steckt. Die Dankbarkeit in den strahlenden Augen der Schüler zu sehen, hat uns bewegt. Uns ist aufgefallen, dass wir das, was wir haben, mehr wertschätzen sollten, da wir gemerkt haben, dass man schon mit viel weniger glücklich sein kann.

Im Schülerwohnheim „Josephinum“ in Kilachery  empfing die Schüler-Band die Hildesheimer mit Pauken und Trompeten. Die Freundlichkeit und Zuneigung wurde in  vielen Gesprächen und Begegnungen deutlich erkennbar und wird den Hildesheimer Josephinern noch lange in Erinnerung bleiben.

Aus dem Tagesbericht:

…Wir bekamen (zur Begrüßung) einen Segen in Form eines Punkts auf die Stirn. Eine kleine Blaskapelle, bestehend aus Schülern des Wohnheims, das wir komplett bezahlen, führte uns mit Musik zu einem kleinen Empfangsraum……. Wir begeisterten den Schulleiter und sein Gefolge mit unserem Gesang, angeleitet von Johannes….. Wir gingen in kleinen Gruppen durch die Klassenräume. Die Schüler belagerten uns sobald wir in ihre Nähe kamen. Sie wollten Fotos, mit uns reden, mit uns rumalbern, uns indische Schrift schreiben lassen, mit uns spielen und sogar Autogramme von uns. Die Schüler waren so süß, und alle bekamen das Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht………… Als es dann Zeit zu gehen war, wurden wir mit Applaus und einer durch uns eingeleitete Laola-Welle verabschiedet.

Neben all den schönen Erlebnissen hat der Besuch in den Slums von Chennai bleibende Eindrücke hinterlassen. Not und Elend der dort lebenden Menschen wurde mit alle Sinnen wahrgenommen.

Es ist stickig, riecht nach Schweiß und Krankheit – der schwülwarme Dunst macht das Atmen schwierig…..In den einzelnen Hütten wurden wir sehr herzlich von den Menschen aufgenommen. Trotz der schockierenden Lebensumstände wirkten viele glücklich und stolz. Sie boten uns sofort einen Platz auf ihrer Matratze an, die den nicht mehr als  10 m²  großen Raum dominierte…… Die oft verstörenden Bilder des Tages beschäftigen uns seitdem. Hätten wir die Slums nicht besichtigt, hätten wir den Teil Indiens, den unser Projekt besonders thematisiert, nicht verstehen können.

Egal wie belastend die Erlebnisse des Tages waren, es war notwendig. Die Eindrücke haben uns geprägt, vor allem für die Zukunft.

Die große Flut

(siehe auch den Bericht über die Flut vom 14.12.2015 auf unserer Webseite)

Im November setzte der verspätete Nord-Ost Monsoon ein und zwar mit einer Heftigkeit, an die sich niemand mehr erinnern konnte. Es regnete, mit kurzen Pausen, fast vier Wochen lang mit Regenmengen bis zu 300 mm pro Tag. Die Millionenstadt Chennai und weite Landstriche standen  tief unter Wasser. Die Stromversorgung fiel für 10 Tage aus, der Flughafen wurde geschlossen, Bahnen, Busse und Autos konnten nicht mehr fahren.  Einfache Häuser ohne festes Fundament stürzten ein. Die Ernte wurde total verwüstet. Viele Menschen und Tiere fanden den Tod.

„…dies ist viel schlimmer, als bei dem Tsunami vor 10 Jahren“ schrieb Fr.Suresh. Er und sein Team haben bis zur Erschöpfung geholfen. Im Untergeschoß seiner Kirche haben viele Menschen, insbesondere aus den Slums, Unterkunft  gefunden. Über 17.000 Mahlzeiten wurden an der Kirche zubereitet und dort und auch außerhalb verteilt. Fast 1.000 Rettungspakete im Wert von ca. 20 € pro Stück wurden ausgegeben. Sie enthielten die nötigsten Gegenstände des täglichen Lebens und Nahrungsmittel, die für eine kleine Familie für 4 Wochen reichten. Das Geld dafür ist z.T. von Einheimischen gespendet. Den größten Teil hat sich Fr. Suresh aber geliehen. Die St. Anthony Kirche, in der Fr. Suresh seinen Dienst tut, ist eine Wallfahrtskirche, die jeden Dienstag von bis zu 3000 Pilgern, die dort auch mittags beköstigt werden, besucht wird.

Ungeachtet der finanziellen Verpflichtungen für das kommende Jahr hat Aktion Indien e.V. sofort mit knapp 9000 € geholfen. Ein Teil davon wurde bereits durch Spenden wieder gedeckt. Der gesamte Schaden, der durch diese Katastrophe entstanden ist, kann noch nicht abgeschätzt werden.

Makkampalayam

Der kleine Ort mit seiner Kirche St. Anthony the Hermit ist selbst bei Google Earth zu finden. Wie kleine Inseln liegen die Wohngebiete der Menschen in dem großen Sathyamangalam Naturschutzreservat, dem Lebensraum von ca. 1200 Elefanten, einigen Tigern und Leoparden.

Da die Lehrer für die kleinen Dorfschulen nach einem Jahr ausgewechselt werden und überdies aus der zwei Autostunden entfernten Stadt anreisen müssen – was nur bei gutem Wetter und guter Laune möglich ist – fällt der Unterricht häufig aus. In Zusammenarbeit mit einsichtigen Eltern besorgen die  Jesuiten fähigen Kindern Unterrichtsplätze an guten Schulen in größeren Orten oder Städten. Unter Berücksichtigung der Sozialen Situation der Eltern wird ein Zuschuss zu den Schul- und Wohnkosten der Kinder gewährt. Im Schuljahr 2015/16 hat Aktion Indien e.V. für 61 Schüler diesen Zuschuss in Höhe von 40 € pro Jahr bezahlt. 35 Studenten wurden je nach Ausbildungs- oder Studiengang mit Beträgen zwischen 50 € bis 100 € pro Jahr unterstützt.

Für die Grundschüler haben die Jesuiten in 9 Dörfern Nachmittgasschulen ( Night schools) eingerichtet.  Lehrer/in hilft den Kindern bei den Schularbeiten und gibt ihnen Nachhilfeunterricht. 1000 Rupies (~15 €) pro Lehrkraft werden dafür bezahlt.

Cheer Trust

Frau Nandhini Krishnan, die seit 14 Jahren unsere Spenden vor Ort treu verwaltet, möchte in Zukunft als selbständige Sozialarbeiterin tätig sein und uns auch weiterhin in unseren Projekten unterstützen. Dafür hat sie mit Hilfe ihrer Familie und unserer Hilfe einen eigenen Stützpunkt am Stadtrand von Chennai gebaut. Aktion Indien e.V. hat 25.000 € dazu beigesteuert.

 

Im Namen der vielen Kinder und Jugendlichen und auch der Flutopfer, denen durch Ihre Opferbereitschaft geholfen werden konnte sage ich Ihnen

Herzlichen Dank. Ich wünsche Ihnen ein gutes Neues Jahr.

Ihr Dr. Johannes Mispagel