Reisebericht: 20 Jahre später zurück in Indien – Mit der Familie auf den Spuren der Vergangenheit

Vor 20 Jahren war ich, Hannes Datta, das erste Mal im Rahmen eines Freiwilligen Sozialen Jahres (FSJ) in Indien. Viele Jahre lang bin ich immer wieder zurückgekehrt, doch dieses Mal war es etwas ganz Besonderes: Ich reiste zum ersten Mal mit meinen eigenen Kindern. Natürlich wollte ich ihnen nicht nur die Orte meiner Erinnerungen zeigen, sondern auch die aktuellen Projekte besuchen.

Ankunft in Chennai und erste Eindrücke

Zusammen mit meinen Kindern kam ich in Chennai an, wo wir von Nandhini (unserer Projektleiterin) sowie Father Charles und Mr. Ambrose (Leitungsteam der Dr. R. Arulappa Schule) herzlich begrüßt wurden. Wir wohnten ein paar Tage bei Nandhini, wo wir viele junge Frauen kennenlernten, die sich auf ihre Prüfung zur Beamtenlaufbahn vorbereiteten. Es herrschte eine tolle Stimmung, es wurde viel gespielt und gute Gespräche geführt. Nandhini selbst kümmerte sich um die Frau eines kürzlich verstorbenen Freundes, und es war eine Gedenkfeier geplant.

Aufenthalt im Kinderwohnheim in Neerpair

Nach einigen Tagen reisten wir weiter zum Kinderwohnheim in Neerpair. Dort trafen wir auf ein ordentliches und aufgeräumtes Heim. Die Renovierung des ersten Stockwerkes war abgeschlossen, und alle Einrichtungen, einschließlich Wasser und Klimaanlage, funktionierten einwandfrei.

Zusammen mit meinen Kindern weihten wir ein neues Volleyballfeld ein. Besonders beeindruckend war die Geschichte eines kleinen Hundewelpen, den die Wohnheimskinder vor zwei Monaten gerettet hatten und der nun wie ein Haustier im Heim lebte. Meine Töchter kümmerten sich liebevoll um ihn. Viele alte Mitarbeiter, wie die Köchinnen und die Wachmänner, traf ich wieder. Auch gab es viel Zeit, das neue Leitungsteam des Kinderwohnheimes kennenzulernen. In vielen Gesprächen tauschten wir uns über die aktuellen Entwicklungen und Herausforderungen aus.

Toll war der Besuch einer Bio-Farm direkt neben dem Wohnheim. Dort wurde uns das Konzept des Bio-Farmings nähergebracht, und wir konnten viele Pflanzen und den Ackerbau aus nächster Nähe sehen. Zudem durften wir den vor Ort produzierten Mango-Joghurt probieren.

Besuch an der Schule

In der benachbarten Dr. R. Arulappa Schule fanden verschiedene Aktivitäten statt, darunter ein großes Fußballturnier und die Teilnahme einiger Schülerinnen und Schüler an den Regionalmeisterschaften im Kabbadi, einer Art indischem Fangspiel. Ein besonderes Highlight war eine Fahrt mit dem Schulbus zusammen mit meinen Kindern und den Grundschülern. Der Schulbus machte drei Touren, um alle Kinder sicher nach Hause zu bringen, was aufgrund von Kapazitätsengpässen eine logistische Herausforderung darstellte.

In allen besuchten Klassenzimmern fand ich Tische und Bänke vor, auch in der Grundschule. Der Besuch beim Bischof war ein weiteres Highlight, und er betonte die Bedeutung der Unterstützung aus Deutschland. Der Bischof zeigte sich aufgeschlossen und signalisierte Unterstützung für die Finanzierung eines zweiten Schulbusses.

Ehemalige des Kinderwohnheimes

Ich hatte auch die Gelegenheit, ehemalige Bewohner des Kinderwohnheimes zu treffen, die mittlerweile ihre eigenen Familien gegründet haben. Zum Beispiel traf ich Raphael, der nun im HR einer großen Firma tätig ist und gerade ein Haus erworben hat. Trotz schwieriger Verhältnisse hat er es geschafft und nun auch ein Haus im Dorf gebaut.

Zwei ehemalige Bewohner des Kinderwohnheimes, zusammen mit ihren und meinen Kindern.

Diese Reise war eine wunderbare Gelegenheit, alte Freunde wiederzutreffen, neue Kontakte zu knüpfen und die positiven Entwicklungen in den Projekten zu sehen. Es bleibt die Hoffnung, dass diese Fortschritte anhalten und noch viele Kinder von den Projekten profitieren können.