Wir blicken auf das Jahr 2021 zurück. Besonders einschneidend war für uns der Tod von Fr John Suresh, der am 12.Mai in Chennai an Corona verstorben ist.
Fr John Suresh war das Herz und der Motor vieler Projekte in Indien. Seine Vision von einer gerechten Gesellschaft war Antrieb für seinen unermüdlichen Einsatz für die ärmsten der Armen, für die Benachteiligten und Ausgeschlossenen. Wer ihm begegnet ist, wird sich sicher noch lange an diesen inspirierenden und charismatischen Menschen erinnern. Wir sind dankbar, dass wir ihn kennenlernen und mit ihm zusammenarbeiten durften. Sein Andenken werden wir in Ehren halten. Wir möchten Nandhini nach Kräften unterstützen, die Projekte weiterzuführen.
Neerpair: Dr Arulappa Hr Sc School und St John’s Wohnheim
In ganz Indien waren die Schulen für 17 Monate geschlossen. Erst im September 2021 gab es vorsichtige Öffnungen und die Kinder und Jugendlichen kehren in die Schulen zurück. Für viele ist es nicht ganz einfach nach so langer Zeit ohne regulären Unterricht sich wieder in den Schulalltag einzufinden. Die engagierten Lehrerinnen und Lehrer helfen den Kindern nach Kräften dabei. Sie haben auch schon in der Zeit des Lockdowns nach Käften den Kontakt zu den Schülerinnen und Schülern gehalten. Insbesondere für die Abschlussjahrgänge wurden Lernvideos verfasst, die über youtube abgerufen werden konnten. Um die Familien in ihrer oft sehr schwierigen Situation zu unterstützen, wurde das Schulessen in Form von Lebensmittelpaketen an die Familien ausgegeben. Die Lehrergehälter wurden, mit einigen Abstrichen, während des Lockdowns weiter bezahlt. Dies geschah einerseits aus sozialer Verantwortung, gleichzeitig haben die Lehrkräfte in der Zeit sehr wertvolle Arbeit in der Betreuung ihrer Schützlinge geleistet. Zudem zahlt sich das auch jetzt aus, da die Lehrkräfte der Schule die Treue gehalten haben und nicht abgewandert sind, so dass sie nun den Unterricht wieder direkt übernehmen können. Dabei ist es sehr viel wert, dass sie die Schülerinnen und Schüler kennen, um sie wieder an den regelmäßigen Schulbesuch zu gewöhnen und bei der Aufarbeitung von Lücken zu helfen. Zudem sind sie auch jetzt ein wichtiger Ratgeber für die Familien.
CHEER, Berufsausbildung, LEAD Projekt
Die Förderung der Berufsausbildung geht weiter. Auch im letzten Jahr konnten 73 junge Menschen von einem Zuschuss von etwa 15 € pro Monat für ihre Studiengebühren und Kosten für die Unterkunft profitieren. In der WE-Group (with education) geben sie sich gegenseitig Rat und Unterstützung. Diese Gruppe war auch im letzten Jahr eine besondere Stütze für Nandhini, nachdem sie die Projekte allein verwalten musste.
Ein halbes Jahr vor seinem Tod hat Fr Suresh noch ein besonderes Herzensprojekt begonnen und die LEAD-Academy gegründet. Ziel ist es, junge Menschen aus der Gruppe der Dalits auf eine Laufbahn im staatlichen Verwaltungsbereich vorzubereiten. Sein Ansatz ist es dabei, dass sich die ungerechten gesellschaftlichen Strukturen nur ändern lassen, wenn auch die benachteiligten Gruppen dort präsent sind und Entscheidungen beeinflussen können. Der erste Durchgang von jungen Leuten wird im nächsten Jahr seine Prüfungen ablegen.
Makkampalayam und Kodaikanal
Zum besseren Verständnis der Arbeit, die von den Jesuiten in beiden Orten geleistet werden, sollen die folgenden Zeilen dienen.
Beide Orte liegen in waldreichen, bergigen Gebieten im Südwesten Indiens. Die dort lebenden Menschen haben bis vor einigen Jahren im Wald, mit dem Wald und vom Wald in Stammesgemeinschaften gelebt. Für solch ein selbständiges, unabhängiges Leben war eine Schulausbildung nicht erforderlich. Man musste wissen, wann die Früchte der Bäume reif waren, wo die Waben der Bienen hingen und die Wege kennen, auf denen Wildschweine und Hirsche zum Fluss kamen. Dieses Wissen wurde mündlich von einer Generation zur anderen weitergegeben.
Als die Regierung des Bundestaates Tamil Nadu beschloss, das Waldgebiet um Makkampalayam in einen Nationalpark umzuwandeln, durften die darin lebenden Menschen dem Wald nichts mehr entnehmen, außer ein wenig Brennholz zum Kochen. Damit war die bisherige Lebensgrundlage der Stammesgemeinschaften zerstört. Auch die kleinen Landflächen, die unter Indhira Gandhi vormals die Stammesangehörigen verteilt wurden, konnten von diesen nicht auf Dauer gehalten werden. Missernten, Krankheit, und die zur Heirat der Mädchen erforderliche Mitgift hatten die Menschen gezwungen, den wertvollen Teil ihres Besitzes an kapitalkräftige Neusiedler aus den Ebenen zu verkaufen.
In den Tälern ist auch heute noch ein wenig Landwirtschaft möglich. Weil aber nur wenige halbwegs befahrbare Straßen in diese Gebiete führen, konnte sich Industrie dort nicht ansiedeln. Zum Broterwerb mussten die Menschen in die Zuckerrohrplantagen der Ebene oder die dort ansässigen Industriebetriebe gehen. Die Kinder überließ man den Großeltern, die jedoch die Notwendigkeit des Schulbesuches für ihre Großkinder nicht recht einsehen konnten. Sie selbst waren ja auch nicht zur Schule gegangen.
In den Dörfern hat die Regierung zwar Schulen gebaut, aber die Lehrer wohnen zumeist nicht im Dorf. Sie müssen häufig über Waldwege, die vom Monsunregen ausgewaschen und mit Geröll übersät sind, zur Schule fahren. Was äußerst mühsam und in der Regenzeit oft unmöglich ist. Der Unterricht fällt dann aus. Da im zentralistischen indischen Schulsystem am gleichen Tag, im gleichen Fach die gleiche Arbeit geschrieben wird, haben die Kinder in den Reservaten nur geringe Chancen auf Erfolg.
Die Jesuiten haben in 50 Dörfern rundum Makkampalayam und 17 Dörfern rundum Kodaikanal „Abendschulen“ (Evening Study Centers ESC) eingerichtet. Unterrichtet wird in angemieteten Räumen und in wenigen Fällen auch in kleinen Dorfgemeinschaftshäusern. In der Zeit von 17:00-19:00 wird der Unterrichtsstoff nochmal erklärt, bei Hausaufgaben geholfen und samstags auch gespielt, gesungen und gemalt.
20 – 25 Kinder pro Dorf besuchen diese Abendschulen. Lehrkräfte und auch Erwachsene, die sich fähig fühlen, betreuen die Kinder. Gelegentlich werden auch ein paar Kekse verteilt. Für 40 Dörfer um Makkampalayam und 17 Dörfer um Kodaikanal übernimmt Aktion Indien e. V. die Kosten der Abendschulen in Höhe von 30 € pro Monat. Insgesamt wird so ungefähr 1.500 Kindern geholfen. Bezogen auf ein einzelnes Kind sind weniger als 5 Cent pro Tag nötig um ihm „den ersten Wind unter die Flügel“ zu bringen.
So sagen wir Ihnen – auch im Namen unserer Partner in Indien HERZLICHEN DANK.